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Historische Kampfkünste

Zu der Ausbildung eines jungen Adligen gehörte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit der Umgang mit Waffen. Das Spektrum reichte von dem einfachen Ringen, über den Schwertkampf bis hin zum Rossfechten. Dabei unterscheidet man zwischen dem Rossfechten und dem Zweikampf zu Fuß, sowie zwischen Harnischkampf und dem sogenannten Bloßfechten ohne Rüstung.

Die Quellen: Fechtbücher

Lange Zeit wurde dieses Wissen nur mündlich weitergegeben. Glücklicherweise beginnt man ab dem 14. Jahrhundert das Wissen um die Kampfkünste aufzuschreiben. Diese Fechtbücher sind die Quelle für den historischen Schwertkampf, den wir heute betreiben. Doch so leicht gestaltet sich das ganze leider nicht: die Texte sind auf mittelhochdeutsch und handschriftlich verfasst, teilweise gibt es nur Bilder oder nur Text. Entsprechend müssen diese Texte in unsere Schrift und unsere Sprache übertragen werden, dies geschieht in den Transkriptionen. Dabei findet immer auch eine Interpretation statt, die später mit dem Schwert in der Hand praktisch überprüft werden muss.

Viele Texte aus den Fechtbüchern findest du in den Bereichen Transkriptionen, Fechtbüchern oder in Publikationen von Hammaborg-Mitgliedern.

In unseren Trainingsgruppen beschäftigen wir uns unter anderem mit Fechtbüchern, die in der Tradition von Johannes Liechtenauer stehen, wie Joachim Meyer, Johannes Lecküchner und Jude Lew. Eine weitere wichtige Quelle für uns ist das Tower-Fechtbuch (I.33).

Langes Schwert nach Liechtenauer

Johannes Liechtenauer war ein Fechtmeister, der im 14. Jahrhundert lebte und wirkte. Weitere biographische Angaben über ihn sind bedauerlicherweise nicht bekannt. Der erste Hinweis auf seine Tätigkeit findet sich in einem Manuskript aus dem Jahre 1389, der Handschrift 3227a des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Liechtenauers Wirkung war so groß, daß noch im Jahre 1570 Joachim Meyer in seiner »Gründtlichen Beschreibung der kunst des Fechtens« sich auf ihn beruft.

Nur wenige Fechtbücher, die die Lehre Liechtenauers vermitteln, haben die Jahrhunderte überdauert. Die bekanntesten sind die Manuskripte von Sigmund Ringeck, Hans von Speyer sowie der Codex 44 A 8, der früher Peter von Danzig zugeschrieben wurde. Sie datieren zwischen 1440 und 1492. Die eben genannten Manuskripte stehen dem interessierten Fechter, neben vielen anderen, in unserem Transkriptionsbereich zur Verfügung.

Schwert & Buckler nach I.33 und anderen Meistern

Der Kampf mit Schwert und Faustschild ist die traditionsreichste überlieferte Waffenkunst. Das älteste erhaltene Fechtbuch der Welt ist das aus Süddeutschland stammende Manuskript I.33 vom Beginn des 14. Jahrhunderts, das sich ausschließlich dieser Waffenkombination widmet. Auch spätere deutsche Fechtmeister wie Andre Lignitzer, Paulus Kal und Hans Talhoffer befaßten sich mit dem Bucklerkampf.
Die Schriften Lignitzers liegen in unserem Archiv vor, ebenso die Lehren Paulus Kals.

Die Interpretation des Manuskriptes I.33 stellt einen Schwerpunkt unseres Schwert & Buckler Trainings dar. Entsprechende Demonstrationen und Seminare haben wir bereits auf vielen Veranstaltungen in Europa und USA geleitet.

Langes Messer nach Johannes Lecküchner

Das lange Messer ist ein einhändig geführtes Schwert mit nur einer scharfen Schneide. Der Klingenrücken ist weitestgehend stumpf, nur ein kurzes Stück unterhalb der Spitze ist geschliffen. Als Abwandlung eines bäuerlichen oder handwerklichen Gebrauchsgegenstandes war es auch dem einfachen Volk zugänglich und diente daher in schlichter Ausführung kaum als Statussymbol.

Die wichtigste Quelle zum langen Messer entstand 1482: In diesem Jahr vollendete der Pfarrer Johannes Lecküchner seine durchgehend bebilderte und über 420 Seiten umfassende Lehre des Messerfechtens, die Handschrift Cgm 582. Das Manuskript ist eines der umfangreichsten mittelalterlichen Fechtbücher überhaupt, und es behandelt ausschließlich den Zweikampf mit dem langen Messer. Der Inhalt steht dennoch eindeutig in der Tradition Johannes Liechtenauers: Alle Grundtechniken seiner Lehre des langen Schwertes finden ihre Entsprechung in Lecküchners Messer. Die Kapitel zum Entwaffnen und Ringen sind jedoch deutlich ausführlicher, außerdem sind Techniken enthalten, die zweifelsfrei als Kampfkunst-Darbietung anzusehen sind.