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Jude Lew

Anmerkungen

Dieses ist die Transkription einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, die einem jüdischen Meister Lew zugeschrieben wird. Das Original befindet sich unter der Bezeichnung Cod. I 6 4o 3 in der Universitätsbibliothek Augsburg.

Zur Transkription
Die Transkription orientiert sich so getreu wie möglich am Original. Der Buchstabe »v« wird nicht in »u« oder »v« aufgelöst (mit Ausnahme eines Umlaut-»v«s zu Wortbeginn, das als »ü« wiedergegeben wird). Abbreviaturen, Verdoppelungs- oder andere Sonderzeichen oberhalb eines Buchstabens bleiben (im Rahmen der eingeschränkten typographischen Möglichkeiten des Internets) weitgehend erhalten. Die häufigsten Abkürzungen, die durch einen geschwungenen Strich über einem Vokal gekennzeichnet sind, werden hier als zwei Zeichen wiedergeben: z.B. »ẽ« für »en«, »em« oder »er«.

Die Groß- und Kleinschreibung ist, gemessen an modernen Standards, recht willkürlich. Gelegentlich wird mitten im Satz unvermittelt ein Wort durch ein Versal hervorgehoben, gerne bei Worten, die mit einem »i« beginnen. In vielen Fällen ist der Unterschied zwichen Majuskel und Minuskel so gering, daß nur geraten werden konnte, was ursprünglich gemeint war.

Vergleichbare Manuskripte des 15. Jahrhnderts weisen eine Fülle an roten Textstellen auf, die für Überschriften oder aber Meister Liechtenauers Verse verwandt werden. Die mir vorliegende Schwarz-weiß-Version ließ dies leider nicht deutlich werden. Deswegen werden Überschriften lediglich durch Fettung hervorgehoben. Eine Ausnahme bilden die in den einleitenden Angaben der Bibliothek erwähnten Textstellen, die explizit als in rot geschrieben verzeichnet sind.

Die Handschrift ist wie andere Manuskripte des ähnlichen Zeitraums eine Sammlung unterschiedlicher Autoren zu unterschiedlichen Aspekten des Fechtens. Der vorliegende Codex enthält sehr ähnliche Bestandteile wie der umfangreichere Codex 44 A 8 (sog. Peter von Danzig). Interessante Unterschiede ergeben sich gleichwohl. Während die Lehrsätze und die Kommentierungen über Liechtenauers langes Schwert sich sehr gleichen, besteht Meister Lews Harnischfechten aus einem Teil der Verse Liechtenauers sowie den Kommentaren, die im 44 A 8 Martin Huntfelt (oder Hundsfelder) als Autor nennen. Kurioserweise nennen die Lehren, die im 44 A 8 Andre Lignitzer zugeordnet sind, im vorliegenden Manuskript jenen Martin Hundsfelder als Autoren, nämlich die Techniken mit dem kurzen Schwert und der Kampf mit Schwert und Buckler, der hier auch nur den halben Umfang hat. Weiterhin brechen Meister Otts Ringtechniken im vorliegenden Manuskript unvermittelt ab, währen sie im andern Codex fünfeinhalb Stücke mehr umfassen. Das Roßfechten, das zum Abschluß der Handschrift ebenfalls dem Juden Lew zugeordnet wird, entspricht in großen Teilen dem liechtenauerschen Roßfechten eines ungenannten Kommentators im Codex 44 A 8. Im Augsburger Codex werden allerdings die im Text erwähnten sogenannten Figuren zwar zu Beginn des Textes angeführt, ohne allerdings auf deren Charakter als späterhin referenzierte »Figuren« einzugehen.
Insofern ist das Manuskript eine reizvolle Ergänzung zum Codex 44 A 8, der zwar reichhaltiger und detaillierter ist, doch einige Beschreibungen finden sich in dieser Form nur im Augsburger Codex I 6 4o 3.

Dierk Hagedorn, April 2008

Content:

Mertein Hundsfelder
Kurzes Schwert

Meister Ott
Ringen

Meister Lew
Rossfechten