Lecküchners Messerfechtlehre ist zu Trainings- und Fortschungszwecken frei als PDF-Dokument verfügbar (646 Seiten, 47 MB). Es enthält:
• Teil 1 – Einleitender Abschnitt über Lecküchners Fechtlehre, Waffen und die Herangehensweise der Autoren an die Manuskripte.
• Teil 2 – Der Hauptteil beinhaltet
◦ alle Abbildungen aus der Quelle Cgm 582,
◦ die Transkription des Textes,
◦ die Übersetzung der Texte ins Englische,
◦ sowie die Transkription und Übersetzung abweichender Inhalte im Heidelberger Codex Cpg 430 als Fußnoten.
• Teil 3 – Eine vergleichende Tabellierung der Quellen Cgm 582, Cpg 430 und Cod.I.6.4o.3 (Jude Lew), das Abbildungs- und Literaturverzeichnis.
Über den Autor
Dr. Grzegorz Żabiński (Oberschlesien, Polen), Historiker und Archäologe. Neben den Kampfkünsten des Mittelalters und der frühen Renaissance umfasst sein Forschungsinteresse auch die Waffenkunde und die Archäometallurgie. Er ist derzeit am Institut für Geschichte an der Jan Długosz Akademie in Częstochowa, Polen, beschäftigt.
Mitverfasser
Russ Mitchell (Texas) spezialisiert sich als Historiker und experimenteller Archäologe auf mittelalterliche Waffen und Rüstungen. Er besitzt Trainerstatus in mehreren Kampfkünsten und legt seinen speziellen Fokus auf die zentral- und osteuropäischen Bewaffnungen.
Falko Fritz ist ein historischer Fechter aus Hamburg. Seit 2009 leitet er das wöchentliche Training für das Lange Messer bei Hammaborg – historischer Schwertkampf e.V.
Lektor
Gerhard Gohr ist Trainer für Langes Messer bei Der Fechtsaal, Krefeld, mit großer Erfahrung in der Interpretation von Lecküchners Techniken.
Die Übersetzung im PDF-Dokument ist unabhängig von der Teilübersetzung von Falko Fritz, die auf dieser Website online zu finden ist (siehe unten).
Anmerkungen
Die Handschrift
Die Quelle Cgm 582 ist eine bebilderte Handschrift in neuhochdeutscher Sprache, fertiggestellt von Johannes Lecküchner, Pfarrer von Herzogenaurach, in der Nacht des 19. Januar 1482. Es handelt sich um eine Auftragsarbeit für Philipp den Aufrichtigen, Kurfürstder Pfalz von 1476 bis 1508.
Das Buch enthält 216 Blätter im Format 30 x 20,7 cm und ist in einer Bastarda geschrieben. Heute befindet es sich in derBayrischen Staatsbibliothek München. Der Text selbst ist eine Kopie einer früheren Handschrift des gleichen Autors von 1478, Cod. Pal.germ. 430, Universitätsbibliothek Heidelberg. Dieses Werk enthält jedoch keine Illustrationen.
Der Inhalt
Die Kunst des Messerfechtens nach Johannes Lecküchner weist im Vergleich mit den anderen Feschtbüchern aus dem deutschsprachigen Raum einige Besonderheiten auf: Die Darstellung von Fechttechniken mithilfe aller drei Merkmale Bild, Vers und ausführlicher Erläuterung findet sich so in keinem anderen Manuskript des 15. Jahrhunderts. Des Weiteren befasst sich das Buch ausschließlich mit dem langen Messer, es ist eben kein Kompendium der Gesamtheit ritterlicher Kampfkünste.
Die Lehren sind dennoch eindeutig der Tradition Liechtenauers zuzuordnen. Die Anordnung der Kapitel, die Beschreibung von Huten und verborgenen Hieben, die Merkverse und viele Texte selbst finden sich in sehr ähnlicher Form in den Quellen zum langen Schwert, z.B. im Manuskript 44 A 8(„Peter von Danzig“), 1452.
Lecküchner erweitert das liechtenauersche System jedoch und versieht die Techniken teilweise mit neuen Namen. Insgesamt zählt er 23 Hauptstücke auf, darunter sechs verborgene Hiebe, von denen fünf ihre Entsprechung in Liechtenauers Versen zum langen Schwert finden, sowie 17 weitere Hauptstücke. Der Umfang der einzelnen Kapitel ist jedoch stark unterschiedlich: Während den Entwaffnungen („Das Messer nehmen“) 132 Seiten gewidmet sind, gibt es zum „Zwinger“ (dem Schielhau im langen Schwert) genau eine einzige Seite. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Zwinger nur aus Gründen der Vollständigkeit aus den liechtenauerschen Versen übertragen wurde.
Die drei längsten Kapitel füllen zusammen mehr als die Hälfte des Buches: Das Messer nehmen, Durchlaufen und Überlaufen – allesamt Techniken, die überwiegend ins Ringen übergehen,sei es Ringen mit dem Messer, mit den Armen oder Wurf- und Hebetechniken. Es ist anzunehmen, dass diese hervorgehobene Stellung des Ringensauf die Kombination einer kürzeren Waffe (im Vergleich zum langen Schwert) und einer freien Hand zum Greifen zurückzuführen ist.
Die Übersetzung
Die Übersetzung erfolgte anhand der Transkription der Gesellschaft für pragmatische Schriftlichkeit von Carsten und Julia Lorbeer, Johann Heim, Robert Brunner und Alexander Kiermayer, die als Pdf-Dokument verfügbar ist. Um einen umfassenden Einblick in die Kunst des Messerfechtens zu geben, wurden zunächst die jeweils ersten Seiten eines jeden Kapitels übersetzt.
Es wurde versucht, den Wortlaut möglichst original getreu und ohne Interpretation in die moderne Sprache zu übertragen. An ganz wenigen Stellen sind eindeutige Verwechselungen von „dein“ und „sein“ oder rechts und links in der Übersetzung korrigiert. Auf vielen Seiten wiederholt Lecküchner im erläuternden Text noch einmal den Wortlaut des voranstehenden Verses bzw. dessen Anfang; diese Wiederholungen wurden durch den Vermerk [Wdh.V.] ersetzt.
Falko Fritz, Oktober 2010