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Hans Talhoffer: 78A15 (Berlin)

Vor einiger Zeit fragte mich mein guter Freund Claus Sørensen, ob ich ihm einen Gefallen tun könne: Ob es möglich sei, als nächstes Transkriptionsprojekt das Berliner Talhoffer-Manuskript in Angriff zu nehmen. Denn Claus, Trainer der mit Hammaborg eng verbundenen Fechtgruppe Laurentiusgildet aus Århus, hat seine Magisterarbeit über Hans Talhoffer verfaßt und somit ein besonderes Interesse an dessen Handschriften. Zum Zeichen der engen Freundschaft zwischen Hammaborg und der Laurentiusgildet möchte ich Claus diese Transkription widmen.

Anmerkungen

Dies ist die Transkription einer von sechs erhaltenen Handschriften des Fechtmeisters Hans Talhoffer. Sie befindet sich unter der Bezeichnung 78 A 15 im Kupferstichkabinett der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Es handelt sich um eine illustrierte Handschrift, die – wie bei Talhoffer üblich – nur sehr kurze Beischriften enthält. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es mir bedauerlicherweise nicht möglich, den Texten die entsprechenden Abbildungen beizugeben. Deshalb finden sich hier lediglich die Texte.

Die Handschrift

Das nicht datierte Manuskript Talhoffers ist chronologisch nur schwer einzuordnen (vgl. Hans-Peter Hils, Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes, S. 161 ff.). Es ist nach Talhoffers erster Handschrift von 1443, jedoch vor dem Kopenhagener Codex von 1459 entstanden (Thott 290 2°). Die ursprüngliche Reihenfolge der Blätter scheint einigermaßen durcheinandergeraten zu sein. Es finden sich über die gesamte Handschrift verteilt Anleitungen zum Ringen, Dolch- und Speerkampf, die einander unzusammenhängend abwechseln. Auch gibt es beispielsweise in der Abteilung für den Kampf mit dem langen Schild ungewöhnliche Reihungen. So wird etwa auf f. 68v ein Kämpfer in seine Totenbahre gelegt, die Vorbereitung für den Kampf ist auf f. 71v abgebildet, und der Anfang des Kampfes ist auf f. 73r zu sehen. Aus diesem Grund verzichtet meine Transkription auf eine Unterteilung der jeweiligen Kampftechniken. Eine ausführliche Auflistung bietet Rainer Leng im Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters (S. 40 ff.). Folgende Kampftechniken werden in der Handschrift dargestellt:

 • Harnischkampf: foll. 1r – 27v (foll. 1r, 15r: Knieende, die Gott danken)
 • Roßfechten: foll. 28r – 32r
 • Ringen: foll. 32v, 38r/v, 43r – 44v, 46r, 48r/v, 51r – 53v, 57r – 59v, 61r
 • Stange/Speer/Flegel: foll. 33r/v, 45r/v, 55r – 56v, 60r/v
 • Dolch: foll. 36v, 39r – 42v, 46v – 47v, 49r – 50v
 • Ankleiden des Kämpfers: foll. 37r/v
 • Buckler: foll. 54r/v
 • Waffen für den Kampf: foll. 62r/v
 • Brüder vom Stain, Talhoffer: fol. 62r
 • Langer Schild: foll. 62v – 77v (foll. 62v, 73v: Gott dankende Figuren)

Die Transkription

Die Qualität der mir vorliegenden Schwarzweißabbildungen ist leider nicht tadellos. Die Transkription orientiert sich zwar so getreu wie möglich am Original, sollte ich jedoch besserer Vorlagen habhaft werden, muß sie einer Revision unterzogen werden. Groß- und Kleinschreibung wird nicht beachtet. Die Handschrift ist ausschließlich in Minuskeln verfaßt, gelegentlich etwas größer angelegte Anfangsbuchstaben wurden ignoriert.

Quellen

Rainer Leng (Bearbeiter): Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, Band 4/2, Lieferung 1/2 – 38. Fecht- und Ringbücher. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 2008
Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes.

Dierk Hagedorn, Juli 2009