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Gladiatoria Wolfenbüttel

Anmerkungen

Dies ist die Transkription einer auf 1465 – 1480 datierten frühneuhochdeutschen Bildhandschrift, die zu der sogenannten Gladiatoria-Gruppe zählt. Sie befindet sich unter der Bezeichnung Cod. Guelf. 78.2 Aug. 2o in der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel. Da es mir bedauerlicherweise nicht möglich ist, die Abbildungen zu bieten, finden sich hier lediglich die Texte.

Die Handschrift

Zu allgemeinen Informationen zur sogenannten Gladiatoria-Gruppe siehe die Transkription der Version des Yale Center for British Arts.

Die vorliegende Handschrift ist in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert. Zum einen bietet sie ein Konglomerat des kampftechnischen Wissens der Zeit: Bloßfechten und Schwert-und-Buckler-Techniken finden sich ebenso wie Ringen und Techniken mit Stangenwaffen. Eingestreut und in keiner einheitlichen Ordnung findet sich eine umfangreiche Fassung des Gladiatoria-Komplexes. Dieser erste Teil der Handschrift (das Fechtbuch) enthält keinerlei erläuternde Texte, obschon der Platz zu Füßen der Kämpferpaare diesen erlaubt hätte. Lediglich einige der Gladiatoria-Abbildungen zeigen einen äußerst knappen Text, der aber in der Regel keine Technikbeschreibung sondern lediglich einen Sortierungshinweis darstellt. Der zweite Teil der Handschrift besteht aus einem Kriegsbuch, das mit ausführlicheren Anmerkungen und Beischriften versehen ist.

Von besonderer Bedeutung aber ist das Lehrgedicht Johannes Liechtenauers, das (ohne Nennung des Namens des Meisters) dem Fechtbuch vorangeht, und zwar auf einem Blatt, das sich außerhalb der eigentlichen fortlaufenden Foliierung befindet. Diese niederdeutsche Version weicht in manchen Details und Formulierungen leicht von den anderen bekannten Fassungen ab. Somit stellt diese Handschrift ein Bindeglied zwischen der Tradierung Liechtenauers und der ansonsten außerhalb dieser Linie stehenden Gladiatoria-Gruppe dar.

Neben einer durchgehenden Foliierung in den rechten oberen Ecken der Recto-Seiten (2–157; fol. 1 scheint repariert und ergänzt, drei unfoliierte Blätter gehen voran) erscheinen im Manuskript diverse weitere uneinheitliche Numerierungen und Kennzeichnungen:

  • Bastarda auf 29r (d) und 112r (h)
  • Textura oben in der Mitte der Recto-Seiten: 41 (a), 42 (b), 43 (m), 44 (n), 45 (o), 46 (p), 47 (q), 48 (k), 49 (l), 50 (F), 61 (Cf), 62 (d), 63 (e), 64 (f), 65 (G), 66 (h), 67 (I), 68 (k), 69 (l)
  • Antiqua auf fol. 74r in der rechten oberen Ecke (A)
  • foll. 79v – 108v: am oberen Seitenrand kleine, vielleicht zeitgenössische Seitennumerierung, fortlaufend von 1 bis 59
  • foll. 112r – 116r: weitere Foliierung rechts oben: 1 bis 5 (die 2 fehlt oder ist beschädigt)

Die Transkription

Die Transkription orientiert sich so getreu wie möglich am Original. Der Buchstabe »v« wird nicht in »u« oder »v« aufgelöst. Abbreviaturen, Verdoppelungs- oder andere Sonderzeichen oberhalb eines Buchstabens bleiben (im Rahmen der eingeschränkten typographischen Möglichkeiten des Internets) weitgehend erhalten.

Quellen

Rainer Leng (Bearbeiter): Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, Band 4/2, Lieferung 1/2 – 38. Fecht- und Ringbücher. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 2008
Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes.

Dierk Hagedorn, April 2010