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Sigmund Ringeck

Anmerkungen

Dieses ist die Transkription einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, die dem Fechtmeister Sigmund Ringeck zugeschrieben wird. Das Original befindet sich unter der Bezeichnung Mscr. Dresd. C 487 in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden.

Die Handschrift Sigmund Ringecks ist – neben den Handschriften des bekannten mittelalterlichen Fechtmeisters Hans Talhoffer- möglicherweise das populärste unter den erhaltenen Fechtbüchern. Ein Grund hierfür ist sicherlich, daß Martin Wierschin bereits 1965 sein Buch »Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens« herausgebracht hat, welches die Handschrift detailliert untersucht und beschreibt. Weiterhin sind bereits illustrierte Rekonstruktionen des Ringeck-Manuskripts erschienen: Zum einen Christian H. Toblers »Secrets of German Medieval Swordsmanship«, in dem er alle Kampftechniken anhand von Schwarz-weiß-Fotos darstellt, und zum anderen die aus zwei Bänden bestehende gezeichnete Rekonstruktion von David Lindholm und Peter Svärd (»Sigmund Ringeck’s Knightly Arts of the Longsword« und »Sigmund Ringeck’s Knightly Arts of Combat«).

Die Handschrift stellt wie andere Manuskripte des ähnlichen Zeitraums eine Sammlung unterschiedlicher Disziplinen des Fechtens dar. Anders als vergleichbare Sammelhandschriften(44 A 8, Jude Lew, Hans von Speyer) wird den jeweiligen Abschnitten kein individueller Autor zugeordnet. Somit entsteht der Eindruck, als sei das gesamte Manuskript ein Werk Ringecks, der auf fol. 11r namentlich erwähnt wird. Zum Teil wortidentische Passagen finden sich aber in anderen Handschriften als Werke von z.B. Andre Lignitzer (Schwert und Buckler), Ringen (Meister Ott) etc.

Martin Wierschin und Hans-Peter Hils datieren die Handschrift auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hils unterstellt dem Autor der Handschrift 44 A 8 (bekannt als Peter-von-Danzig-Manuskript), aus der Ringeck-Handschrift kopiert zu haben. Rainer Welle weist jedoch nach, daß diese zeitliche Abfolge falsch ist und daß im Gegenteil Ringeck der Plagiator des 44 A 8 sei. Die Möglichkeit, daß die Schreiber beider Handschriften sich einer – unbekannten – dritten Quelle bedienten, wäre eine weitere Möglichkeit. Vgl. hierzu Hans-Peter Hils (Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes, S.54–57, S. 110–112), Rainer Welle (»… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen«, S. 56–65) und Martin Wierschin (Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens, S. 14, S. 81).

Zur Transkription

Wierschin bietet in seinem Buch bereits eine vollständige Transkription, bei der er allerdings eine weitere Quelle herangezogen hat, nämlich die Handschrift 3227a des Nürnberger Germanischen Nationalmuseums. Aus dieser Handschrift hat er viele der Flüchtigkeitsfehler und Fehlstellen im Ringeck-Manuskript korrigiert und ergänzt. Er hat weiterhin die Orthographie leicht angepaßt, eine (moderne) Interpunktion eingeführt und die zahlreichen Abkürzungen aufgelöst.

Die vorliegende Transkription verzichtet auf all dies und folgt dem Original so weit wie möglich. Daraus ergibt sich zwar eine im Vergleich zu Wierschins Edition weniger flüssige Lesbarkeit, dafür aber bietet sich hiermit ein quasi unverfälschter Blick auf Ringeck – soweit dies mit den eingeschränkten typographischen Mitteln des Internets möglich ist.

Das Originalmanuskript ist weit weniger sorgfältig geschrieben als etwa die Handschrift 44 A 8 oder der Codex I.6.4o.3 (Jude Lew). Es tauchen deutlich mehr Abkürzungen aber auch durchgestrichene und korrigierte Textstellen auf. Dem Schreiber sind außerdem zahlreiche weitere Fehler unterlaufen, die aber unkorrigiert geblieben sind.

Bei der Foliierung hat der Schreiber das Blatt 82 vergessen. Martin Wierschin verwendet ab hier eine korrigierte Foliierung, die er in kursiver Schrift wiedergibt. Dem folge ich auch hier, stelle aber in Klammern die originale Foliozahl dahinter.)

Die Handschrift ist, bevor die Folio-Numerierung angelegt wurde, neu gebunden worden, wobei einige Blätter durcheinander geraten sind. Wierschin hat bereits fol. 124r(123r)–125v(124v) korrekt zwischen fol. 47v und fol. 48r eingeordnet. Unbemerkt geblieben ist aber ein weiterer Bogen (123r/v(122r/v) und 126r/v(125r/v)), der eigentlich zwischen fol. 101v(100v) und 103r(102r) gehört.

Die Transkription orientiert sich so getreu wie möglich am Original. Der Buchstabe »v« wird nicht in »u« oder »v« aufgelöst. Abbreviaturen, Verdoppelungs- oder andere Sonderzeichen oberhalb eines Buchstabens bleiben weitgehend erhalten. Die häufigsten Abkürzungen, die durch einen geschwungenen Strich über einem Vokal gekennzeichnet sind, werden hier als zwei Zeichen wiedergeben: z.B. »ẽ« für »en«, »em« oder »er«.

Die Groß- und Kleinschreibung ist, gemessen an modernen Standards, recht willkürlich. Gelegentlich wird mitten im Satz unvermittelt ein Wort durch ein Versal hervorgehoben, gerne bei Worten, die mit einem »i« beginnen. In vielen Fällen ist der Unterschied zwichen Majuskel und Minuskel so gering, daß nur geraten werden konnte, was ursprünglich gemeint war.

Quellen
Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes. Frankfurt amMain: Verlag Peter Lang, 1985
David Lindholm, Peter Svärd: Sigmund Ringeck’s Knightly Arts of the Longsword. Boulder, Colorado: Paladin Press, 2003
David Lindholm, Peter Svärd: Sigmund Ringeck’s Knightly Arts of Combat. Boulder, Colorado: Paladin Press, 2006
Christian Henry Tobler: Secrets of German Medieval Swordsmanship. Chivalry Bookshelf, 2001
Rainer Welle: »… und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen«. Pfaffenweiler: Centaurus, 1993
Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens.München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1965

Dierk Hagedorn, August 2008